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Neue Preisbildung bei Erz

Neue Preisbildung bei Erz

Stahlkocher stehen unter Druck. Die leichte Erholung der vergangenen Monate könnte schon bald zunichte sein. Das System der jährlichen Preisbindung bei Eisenerz steht nach 40 Jahren vor dem Aus. Stahlhersteller befürchten eine Preisspirale nach oben. Nach dem stärksten Geschäftseinbruch seit Jahrzehnten droht der Stahlbranche der nächste Rückschlag. Unternehmen wie ThyssenKrupp und Salzgitter müssen sich nach einem kräftigen Preisanstieg für Eisenerz in Asien auf deutlich höhere Rohstoffkosten einstellen. Das würde nicht nur die Ergebnisse der deutschen Stahlriesen belasten, sondern könnte eine fatale Kettenreaktion auslösen: Für Kunden aus der krisengeschüttelten Autoindustrie kämen höhere Stahlpreise zur falschen Zeit, auch einige Maschinenbauer stünden vor Problemen. Nach dem Geschäftseinbruch im Zuge der Wirtschaftskrise steigt die Stahlnachfrage vieler Firmen derzeit nur langsam. Experten sind deshalb davon überzeugt, dass die Stahlindustrie höhere Rohstoffkosten nicht komplett an ihre Kunden abwälzen kann. "Die Nachfrage liegt weiter deutlich unter der der Jahre 2007 und 2008", sagt Analyst Christian Obst von UniCredit. Obst verweist darauf, dass in der Branche weniger die Kosten, sondern vor allem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Da das Angebot steigen wird, wenn Mitte des Jahres viele während der Wirtschaftskrise still gelegten Hochöfen wieder in Betrieb genommen werden, drohe Druck auf die Preise. "Es ist die Frage, ob die Branche dann Preisstabilität einhält." Auch Kokskohl wird teurer. Der weltgrößte Eisenerzlieferant Vale hat die Preise in Asien kürzlich um 90 Prozent erhöht und zudem die seit 40 Jahren übliche Laufzeit der Verträge von einem Jahr auf ein Vierteljahr gestutzt. Damit könnten die Brasilianer zusammen mit den australischen Unternehmen BHP Billiton und Rio Tinto künftig alle drei Monate kräftig zulangen. Die drei Konzerne kontrollieren rund 70 Prozent des weltweiten Eisenerzhandels. Auf Stahlschmieden wie ThyssenKrupp und Salzgitter würden bei einer Übernahme der Abschlüsse erhebliche Mehrkosten zukommen. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, beziffert die zusätzliche Belastung allein für die deutsche Branche auf 4,5 Mrd. Euro pro Jahr. ThyssenKrupp hat angekündigt, nach einer Erhöhung zum zweiten Quartal die Preise für seine Kunden auch zum dritten Quartal anzuheben. Ob die Rohstoffkosten komplett weitergeben werden können, sei aber noch völlig offen. Eine Übernahme des Vale-Abschlusses würde den Stahlpreis nach Berechnungen von ThyssenKrupp um 20 bis 30 Prozent verteuern. Da auch beim zweiten wichtigen Stahl-Rohstoff, der Kokskohle, Preiserhöhungen anstehen, geht UniCredit insgesamt von einer Steigerung der Kosten um über 40 Prozent aus. ThyssenKrupp würde unter höheren Preisen stärker leiden als etwa Weltmarktführer ArcelorMittal, der eigene Eisenerzminen besitzt. Das könnte für zusätzlichen Druck auf die Preise sorgen. "Unternehmen, die über eine eigene Eisenerzversorgung verfügen und damit geringere Kosten haben, könnten Stahl günstiger anbieten als die Konkurrenz", sagt Obst. Stahlkunden schlagen Alarm. Die Stahlkunden sind besorgt über die Entwicklung. Der Verband der europäischen Autohersteller (ACEA) forderte die EU-Kommission auf, gegen den Preisanstieg vorzugehen. "Wir können es uns nicht leisten, den ganzen Markt mit höheren Preisen zu belasten", sagt Andreas Möhlenkamp, der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung. Gerade viele mittelständischen stahl- und metallverarbeitende Unternehmen, die weniger Marktmacht als die Autoindustrie haben, dürften nicht überfordert werden. Auch die von der Wirtschaftskrise gebeutelten Maschinenbauer würden versuchen, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzugeben, sagte Josef Trischler, der Leiter Betriebswirtschaft beim Branchenverband VDMA. Letztlich gelte aber für alle Maschinenbauer weltweit der gleiche Stahlpreis. Die Verkürzung der Vertragslaufzeiten zwischen Stahl- und Rohstoffkonzernen sieht er gelassen. Die Maschinenbauer kauften projektbezogen bei Stahlhändlern und nicht bei Produzenten ein. "Der typische Maschinenbauer hat keinen Jahresvertrag."

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Freitag, 2. April 2010
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