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Die Firmen befürchten erhebliche Mehrkosten durch die Energiewende

Die Firmen befürchten erhebliche Mehrkosten durch die Energiewende

Die Firmen befürchten erhebliche Mehrkosten durch die Energiewende. Geht es nach der Wirtschaftsvereinigung Stahl, trägt die Branche in Deutschland viel zum Umweltschutz bei – wird aber zugleich durch die Energiewende bedroht. „Es hilft weder der deutschen Wirtschaft noch dem Weltklima, wenn ausgerechnet die Stahlwerke in Deutschland mit ihrer herausragenden Energie- und Ressourceneffizienz aus dem Markt gedrängt werden“, sagte gestern Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Stromkosten für die Stahlindustrie – die allein in den vergangenen sieben Jahren um 80 Prozent gestiegen seien – müssten im weltweiten Vergleich auf ein konkurrenzfähiges Niveau sinken. Unter anderem fordert die Branche die Korrektur der von 2013 an in der EU geplanten Kohlendioxid-Benchmarks, die technisch nicht zu erfüllen seien. Diese Richtwerte – bei deren Überschreitung ein Betrieb teure Zertifikate für den Emissionshandel ersteigern muss – könne derzeit kein Stahlwerk auf der ganzen Welt einhalten, sagte die Sprecherin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Beate Brüninghaus. Der Stahlindustrie drohe eine jährliche Belastung von bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich. Das märkische Wirtschaftsministerium unterstützt die Forderung nach einer Kompensation für stromintensive Industriebranchen wie die Stahl-, Zement-, Papier- und Glasindustrie. Das Land habe sich im Juni einer entsprechenden Initiative der Länder Niedersachsen, Sachsen und Bayern angeschlossen, sagte Sprecher Steffen Streu. Bei Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) klagte Sprecher Jürgen Schmidt, europäische Unternehmen seien benachteiligt: „In China, Russland und den USA interessiert sich niemand dafür, was dort in die Luft geblasen wird.“ 2005 hatte die EU den Emissionshandel eingeführt, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu begrenzen. Dem System sind aber nur europäische Unternehmen unterworfen. Schmidt betonte, dass die Stahlindustrie eine Schlüsselindustrie sei. Der Automobilbau profitiere von leichten und gleichzeitig extrem stabilen Legierungen. Windräder auf See bestünden zu 80 Prozent aus Stahl. „Eine Energiewende ist ohne die Stahlindustrie nicht möglich“, so Schmidt. Beim Klimaschutz gehe Arcelor Mittal mit gutem Beispiel voran. Die Abgase aus den Hochöfen erzeugen Strom. Dadurch werden 25 Prozent Kohlendioxid eingespart. Drohende Wettbewerbsnachteile wären auch schlecht für die Beschäftigten. „Was wir wollen, sind gleiche Bedingungen für alle Stahlproduzenten auf der Welt“, sagte Schmidt. Ronald Heinemann vom Bundesverband Erneuerbare Energien hält von den Forderungen indes wenig. Als energieintensive Industrie sei die Stahlbranche von der Umlage für erneuerbare Energien nahezu befreit. Während alle Stromkunden 3,5 Cent pro Kilowattstunde bezahlen müssen, sei ihr Beitrag auf 0,05 Cent gedeckelt. „Die Stahlindustrie profitiert sogar von Preissenkungen durch erneuerbaren Energien“, sagt Heinemann. Pro Jahr ergebe sich eine Ersparnis von drei Milliarden Euro. (Von Antje Schroeder und Christian Zielke) Basisindustrie Stahl: Die deutsche Stahlindustrie produziert nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl mit 90 000 Beschäftigten jährlich rund 45 Millionen Tonnen Rohstahl. In Brandenburg hat die Branche mit drei großen Stahlwerken ebenfalls ein großes Gewicht. So hat Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) im vergangenen Jahr mit 2400 Beschäftigten 1,7 Millionen Tonnen Roheisen produziert. Bei Riva in Hennigsdorf (Oberhavel) und Brandenburg/Havel arbeiten 1380 Leute. Die deutsche Autoindustrie und der Maschinenbau brauchten 2010 rund 15 Millionen Tonnen Stahl. Laut dem Branchenverband kam der Stahl wegen der hohen Qualität vorwiegend aus Deutschland. Die deutschen Stahlwerke haben seit 1960 die Rohstoffmenge je Tonne um 37 Prozent, den Wasserverbrauch um 70 und den Energieverbrauch um 40 Prozent gesenkt. as

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Montag, 24. Oktober 2011