Weltstahlverband veröffentlicht Konjunkturausblick
Der Kommentar des Präsidenten der deutschen Wirtschaftsvereinigung Stahl
Der Weltstahlverband hat am 11ten Oktober seine neue Konjunkturprognose veröffentlicht. Die globale Nachfrage nach Walzstahlerzeugnissen wird in 2012 um 2,1 Prozent (1,41 Milliarden Tonnen) und in 2013 um 3,2 Prozent (1,455 Milliarden Tonnen) zulegen. Im April waren noch Zuwächse von 3,6 Prozent (2012) und 4,5 Prozent (2013) erwartet worden. 2011 war der Weltstahlmarkt um 6,2 Prozent gewachsen.
„Die reduzierten Wachstumserwartungen spiegeln insbesondere die Zuspitzung der EuroStaatsschuldenkrise sowie die hartnäckige Konjunkturschwäche in China wider“, kommentiert Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, der seit 2011 den Vorsitz des Economic Committe von worldsteel innehat. Positiv sei aber, dass trotz des bestehenden makroökonomischen Gegenwindes, der aktuellen konjunkturellen Verunsicherung und der erhöhten Volatilität, der Weltstahlmarkt sich weiter auf Wachstumskurs befinde.
Kerkhoff weist darauf hin, dass die Entwicklungen in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich seien. Auf der einen Seite ließe das Wachstum in den meisten Schwellenländern nach. Dies gelte insbesondere für China, wo ungeachtet der jüngst auf den Weg gebrachten Konjunkturpakete 2013 nur moderate Zuwachsraten von 3,1 Prozent erwartet werden. Auf der anderen Seite erhole sich der US-amerikanische Stahlmarkt dank der lebhaften Automobilkonjunktur und dem Aufschwung auf dem Energiemarkt rascher als erwartet. Der Stahlmarkt in der Europäischen Union erfahre
dagegen als Folge der Rezession im Euro-Raum einen Rückschlag: Die Stahlnachfrage dürfte in diesem Jahr um 5,6 Prozent zurückgehen, sich dagegen 2013 um 2,4 Prozent erholen.
In den Ausblick von worldsteel ist auch eine Prognose der Wirtschaftsvereinigung Stahl zur Entwicklung des deutschen Stahlmarktes eingeflossen: Derzufolge wird die Stahlnachfrage in Deutschland in diesem Jahr um 5 Prozent zurückgehen. Aus Sicht von Kerkhoff sei ein erheblicher Teil dieses Rückgangs darauf zurückzuführen, dass Händler und Stahlverarbeiter als Folge der unsicheren Aussichten vorsichtig disponieren, um nicht mit überhöhten Lagerbeständen in eine mögliche Rezession hineinzugehen. Gerade darin sieht Kerkhoff aber auch einen Grund für vorsichtigen Optimismus für 2013: Denn mit einem nachlassenden Negativtrend aus dem Lagerzyklus dürfte sich auch die Stahlnachfrage allmählich wiederbeleben. „Sollte es der Politik gelingen, in den kommenden Monaten die Euro-Krise einzudämmen und graduell Vertrauen auf den Märkten wieder herzustellen, dürfte die Marktversorgung mit Walzstahlerzeugnissen im
kommenden Jahr leicht zulegen“, so Kerkhoff.
Deutschland würde damit seine Rolle als relativer Stabilitätsanker behalten und sich robuster entwickeln als die meisten anderen Industrieländer. So unterschreitet die Stahlnachfrage in den USA 2013 voraussichtlich noch ihr Niveau von 2006 um 16 Prozent, in Japan um 19 Prozent und in der EU um 20 Prozent, während in Deutschland der Markt in etwa zu seiner Vorkrisenstärke bereits wieder zurückgefunden habe.
Kerkhoff zufolge sei dies auch ein Ausdruck der internationalen Stärke und hohen Wettbewerbsfähigkeit der industriellen Wertschöpfungsketten in Deutschland.
Offizielle Pressemitteilung